Überfahrt von Suriname nach Trinidad

4. - 9. Dezember 2024

 

Die Ausfahrt vom Suriname River in den Atlantik ist sehr unangenehm. Die Betonnung geht weit in den Atlantik hinaus, es ist hier sehr seicht. Seitlicher Gegenstrom, Wind über 20 Knoten und konfuse Wellen machen das Boot sehr unruhig. Wir müssen zusätzlich einen Motor verwenden, um den Kurs zu halten. 

 

Die Aus- und Zufahrten in den großen Gezeitenflüssen zum und vom Atlantik sind alle sehr ähnlich, das kennen wir zur Genüge vom Rio Pará in Brasilien oder dem Maroni River. Das reicht uns schon ziemlich. 

 

Die Nacht ist pechschwarz, kein Mond, es herrscht reger Schiffsverkehr von Cargo-Schiffen und Fischerbooten mit und ohne AIS. 

 

Der Wind aus Ost-Nord-Ost ist deutlich stärker mit bis zu 20 Knoten als in allen Vorhersagen (10-14 Knoten), die See unruhig. Wir segeln mit dem Vorsegel und warten darauf, dass der Wind wie prognostiziert nachlässt und ganz nach Osten dreht. 

 

5. Dezember:

Seit in der Früh ist es endlich so weit, der Wind lässt auf unter 14 Knoten nach. Wir setzen den Code Zero. Mit dem Segel macht das Boot einen Sprung nach vorne, die Bootsgeschwindigkeit steigt von rund 5 Knoten auf 8 Knoten. Dann legt aber der Wind wieder zu, anstatt nachzulassen. Wir segeln mit bis zu 11 Knoten und haben große Sorgen, dass das Segel das noch aushält. An ein Einrollen ist gar nicht zu denken, 15 Knoten ist dafür das Maximum. Wir beten, dass der Wind nachlässt, aber leider keine Spur, stattdessen kommt noch eine Böe dazu und es knallt. Am Bugspriet ist die Befestigung des Code Zero gerissen, das Segel weht weit nach Backbord hinaus. Wir müssen es rasch herunterbringen, bevor noch mehr passiert. Der Wind ist inzwischen um die 20 bis 25 Knoten, das große Segel ist sehr schwer zu kontrollieren. Wir geben das Fall frei und ziehen das Segel so gut es geht herunter. Dabei vertörnt es sich um den Mast und durch die Salinge bekommt das Segel einige Risse. Wir leiden, aber endlich liegt das Segel in einem Haufen am Deck, wir beschweren es mit Tauen. 

Fazit: Wir hätten das Segel gar nicht setzen sollen, das war ein schwerer Fehler, es war einfach zu viel Wind, wir hätten länger warten und beobachten müssen, ob der Wind unter 14 Knoten bleibt. Der Code Zero ist ein Leichtwindsegel, Betonung auf leicht.  

 

6. Dezember:

Der Wind kommt mit 18 - 20 Knoten unverändert aus Ost-Nord-Ost, die See ist rau. Wir segeln mit dem ausgebaumten Vorsegel und machen zwischen 5 bis 6,6 Knoten Geschwindigkeit. Für das Groß ist der Windwinkel ungünstig. 

 

Erst am 7. Dezember nimmt der Wind auf 7,5 bis 13 Knoten ab und dreht auf Ost. Das bleibt auch am 8. Dezember so. Immer wieder kommen giftige Böen mit bis zu 30 Knoten daher, die besonders in der Nacht sehr unangenehm sind. Das geht sehr schnell, innerhalb von rund 30 Sekunden verdoppelt sich die Windgeschwindigkeit. Hier wäre keine Zeit, um ein Segel zu bergen, man muss konservativ segeln.   

 

Am 9. Dezember in der Früh laufen wir in die gut geschützte Chaguaramas Bay an der Nordwestspitze von Trinidad ein und lassen nach 547 Seemeilen und 5 Tagen und Nächten den Anker fallen. In der Bucht ist sehr viel los, kommerzielle und private Boote liegen vor Anker und an Bojen, es gibt mehrere Marinas.  

 

Nach 7 Jahren sind wir wieder in der Karibik, die Erde ist rund! 

Trinidad & Tobago

9. Dezember 2024 -

Trinidad ist die südlichste Insel der Karibik, sie liegt nur wenige Kilometer vor der Küste Venezuelas. Die Bevölkerung (rund 1,4 Millionen) setzt sich aus Nachfahren afrikanischer Sklaven (50%) und indischer Kontraktarbeiter (40%) zusammen, etwa 40% sind Christen.

 

Trinidad & Tobago, unabhängig seit 1962, ist eine Präsidialrepublik, seit 1976 im Commonwealth. Die Amtssprache ist Englisch, 100 TTD (Trinidad-Tobago-Dollar) = 14 Euro. Das Preisniveau ist relativ hoch. Port of Spain mit rund 37.000 Einwohnern ist die Hauptstadt. 

 

Den Namen Trinidad (Dreifaltigkeit) erhielt die Insel 1498 von Christoph Columbus, benannt nach den drei markanten Bergspitzen. Tobago erhielt seinen Namen nach dem Tabakkraut, das die Einheimischen damals rauchten. 

 

Trinidad liegt außerhalb der Zugbahnen der Hurrikans und wird als sicherer Hafen während der Hurrikansaison von vielen Seglern in der Karibik genutzt. Dadurch sind hier, verglichen mit der übrigen Karibik, gute Reparatur- und Versorgungsmöglichkeiten entstanden.

Von unserem Ankerplatz in der riesigen Bucht rudern wir zur Power Boats Marina, wo wir einen Platz am Hard Stand wollen. Auf E-Mails hatten wir keine Antwort bekommen. Im Office der Marina geht es rund, es ist die größte vor Ort und hat einen sehr guten Ruf. Wir können kurzfristig einen Haul Out vereinbaren. Das Personal wirkt kompetent und wir fühlen uns willkommen.

 

Den Rest des Tages sind wir mit dem Einklarieren beschäftigt. Die Bürokratie ist umständlich, viele Formulare müssen ausgefüllt werden, die Beamten sind zum Ausgleich aber recht freundlich.  

 

Beim Mittagessen bekommen wir Gesellschaft von mehreren kapitalen Iguanas. Sie kennen den Platz und wissen, dass immer etwas abfällt. Sie fressen nicht nur Hühnerfleischstückchen, sondern akzeptieren auch Kohlenhydrate. 

11. Dezember:

Vor dem Haul Out machen wir noch beide Dieseltanks randvoll. Es soll so wenig Luft wie möglich in den Dieseltanks sein, sie enthält kondensierende Feuchtigkeit, die zusammen mit dem Diesel gute Bedingungen für das Wachstum von Bakterien schafft. Die Bakterien verlegen die Leitungen und die Motoren lassen sich nicht mehr starten, unter Seglern als 'black death' gefürchtet. Für das Tanken müssen Reisepass und Bootspapiere vorgelegt werden.

Power Boats Marina

11. Dezember 2024 - 

12. Dezember:

Jeden Donnerstag Abend gibt es ein get together. Heute lädt die Marina zu einer Christmas Party mit einer phantastischen Steelband ein. 

 

Die Steel Pan ist das nationale Musikinstrument von Trinidad. Es wurde in den 1930er Jahren von afrikanischen Arbeitern erfunden, die zu ihrer Herstellung ausrangierte Ölfässer verwendet hatten. 

Die Liste der Arbeiten, die auf dem Hard Stand zu machen sind, ist lang.

 

Priorität haben die Batterien. Wir haben die AGM-Batterien satt und wollen auf Lithium-Batterien umsteigen. Die Vorteile im Vergleich zu AGM-Batterien sind überzeugend und alle, die diesen Umstieg schon gemacht haben, sind begeistert. In Trinidad sind keine Lithium-Batterien lagernd, der Transport per Schiff von China dauert rund drei Monate (Luftfracht ist bei Lithium-Batterien nicht möglich). Die Angebote, die uns lokal für Lithium-Batterien gemacht wurden, waren preislich jenseitig.

 

Das vielleicht dümmste Angebot war, 6 Volt AGM-Golfwagen-Batterien mit einem Gesamtgewicht von rund 250 kg zu installieren, ein anderes, AGM-Batterien von Victron zu einem exorbitanten Preis. AGM-Batterien halten höchstens 4 Jahre, wenn man Glück hat.

 

Wir haben viel diskutiert und uns entschieden, chinesische Lithium-Batterien, die schon in einem Lager in den USA sind, über das Internet zu kaufen. Stan von der WhatsApp Gruppe Brasilien hat das gemacht. Er hatte die gleichen Probleme mit seinen Batterien wie wir. Er hat viele Wochen im Internet recherchiert, um die beste Lösung zu finden. Vor ein paar Wochen kamen seine Batterien nach Trinidad, er hat sie selbst zusammen- und eingebaut und ist glücklich damit. Erwin schaut es sich auf seinem Boot an, Stan ist eine sehr große Hilfe. Leider wird Stan, wenn unsere Lithium-Batterien kommen, nicht mehr in Trinidad sein. 

 

16. Dezember:

Die halbe Nacht ist Erwin mit der Bestell-Liste beschäftigt. Die richtigen Teile aus dem riesigen Angebot herauszufinden ist stressig, ich bewundere seine Ausdauer und Geduld. Nach vielen WhatsApp Texten mit Susan Li, einer gut Englisch sprechenden Chinesin, die von China aus die Bestellungen vom Lager in den USA managt, kann Erwin die Bestellung abschicken und das Geld überweisen. Hoffentlich geht alles gut. Wenn alles klappt, dann werden wir 1200 Amperestunden zur Verfügung haben, das ist eine üppige Energieversorgung für alle unsere Bedürfnisse, konservativ nutzbar davon werden rund 600 Ah sein. Bisher hatten wir 500 Ah, von denen wir in den letzten Wochen nur einen Bruchteil nutzen konnten. Bei den letzten Nachtfahrten mussten wir bereits stündlich einen Motor starten, um die Batterien wieder aufzuladen, es war extrem nervig. 

 

17. Dezember:

Heute haben wir die Information von FedEx bekommen, dass ein Paket von Nautitech unterwegs ist und am 24. Dezember ausgeliefert werden soll. Wir mussten ein neues Ruder bestellen. Wir haben das backbordseitige Ruder unterwegs verloren, es ist einfach herausgefallen! Beim beaching in Jacaré war es nachweislich noch da.

 

Am 29. November, als wir von der Aero & Nauta Marina Richtung Belém abgelegt hatten, hat Erwin festgestellt, dass wir kein Backbordruder mehr haben. Als er nur mit dem Backbordmotor fahren wollte, drehte das Boot stark nach Steuerbord. Dieses Verhalten war nur dadurch zu erklären, dass das Backbordruder nicht mehr vorhanden war. Wir wollten es zuerst nicht glauben, aber es war eindeutig. Der Grund kann nur elektrolytische Korrosion gewesen sein. Der Katamaran lässt sich mit einem Ruder auch noch ganz gut steuern, wenn man es weiß und bevorzugt den Motor auf jener Rumpfseite verwendet, wo das Ruder vorhanden ist.

 

Wir haben auch ein Trampolin bestellt, da an einigen Stellen das Netz schon ziemlich dünn ist und die Gefahr besteht, dass es durchreißt und man ins Wasser fällt, das wäre unterwegs mit ziemlicher Sicherheit tödlich. Das soll mit DHL kommen.

 

18. Dezember:

Der Code Zero ist beim Segelmacher. Die Kommunikation mit ihm ist schwierig, er hält Termine nicht ein. Wir waren in seiner Werkstätte, wo das Segel ausgebreitet gelegen ist. Die Schäden sind nicht so arg, wie wir sie von der Akutsituation in Erinnerung hatten. 

 

19. Dezember:

Der Außenborder war wieder einmal in einer Werkstätte. Erfreulicherweise lässt er sich jetzt starten. Wir werden ihn, solange wir am Hard Stand sind, alle paar Tage für einige Minuten laufen lassen. 

 

21. Dezember:

Wie jeden Samstag in der Früh fahren wir mit einem Taxibus von der Marina zum Farmers Market nach Port of Spain. Der Markt ist riesig, für uns ist nur das Angebot an frischem Obst und Gemüse aus der Region interessant, aber es gibt fast alles, auch Grausliches. Heute hat in dem Marktgetümmel ein kontaktfreudiger Papagei die Nähe von Erwin gesucht und ihn ganz zärtlich geküsst.