27. Oktober - 3. November 2022:
Am 27. Oktober in der Früh legen wir von der Copra Shed Marina ab. Noch an der Boje setzen wir das Groß. Nach zwei Stunden legt der Wind stetig zu und wir setzen zusätzlich den Code Zero. Bei Sonnenschein, wenig Welle und maximal 18 Knoten Wind aus der richtigen Richtung genießen wir einen perfekten Segeltag. Am Nachmittag hängt ein kleiner Barracuda an der Angel, der für zwei Mahlzeiten reicht. In den ersten 24 Stunden segeln wir 153 Seemeilen mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 6,4 Knoten.
Die nächsten zwei Tage regnet es hin und wieder und der Wind wird etwas schwächer, aber wir segeln entspannt dahin. Chris Parker, unser Wetterexperte hat uns ein sehr ausführliches Wetter-Assessment geschickt, das sehr gut mit der Realität übereinstimmt. Nach wie vor müssen wir nicht motoren.
Am 30. Oktober sehen wir eine schwarze Wolkenfront auf uns zukommen. Wir geben das 2. Reff in das Groß, bergen den Code Zero und setzen das Vorsegel, das bei Bedarf rasch eingerollt werden kann. Kaum sind wir damit fertig, setzt Starkregen ein.
Wir erleben ein heftiges Gewitter, das etwa eineinhalb Stunden anhält. Es schüttet wie aus Schaffel, es ist finster und die Sicht sehr eingeschränkt. Alle paar Sekunden blitzt es, der Donner ist zum Glück nicht zu nah. In den Squalls sind wir froh, die Segelfläche reduziert zu haben. Die See ist in kurzer Zeit sehr rau geworden.
Nach dem Gewitter beruhigt sich die See wieder relativ rasch, wir ändern an der Besegelung vorerst nichts, weil immer wieder unangenehme Böen einfallen.
Am 31. Oktober dreht der Wind von Osten (ENE, NE) auf Westen (SW, SSW), wohin wir segeln und wir müssen einen Motor zur Unterstützung nehmen. Wie von Chris Parker vorhergesagt, dreht am 1. November der Wind wieder nach Osten. Er ist zwar mit 8-10 Knoten sehr schwach, wir beschließen aber ohne Motorunterstützung zu segeln. Wir haben es nicht eilig und mit unserem Leichtwindsegel, dem Code Zero, läuft das Boot angenehm ruhig.
Am 2. November haben wir wieder einen herrlichen Segeltag. Windstärke und -richtung sind optimal, dazu flaches Wasser und Sonnenschein. Mit dem Groß und dem Code Zero segeln wir mit um die 8 Knoten Geschwindigkeit völlig ruhig dahin.
Den Havannah Channel, der sich am Anfang der Ansteuerung auf Noumea im Süden der Hauptinsel Grande Terre befindet, passieren wir am 3. November um 8 Uhr in der Früh. Laut Grafik in der elektronischen Karte sollte Stillwasser sein, was aber nicht der Fall ist. Wie schon 2019 sind die Angaben komplett falsch, obwohl sich die Messstelle direkt bei der Kanaleinfahrt befindet, also genaue Zeitangaben einfach zu übernehmen wären. Wir haben noch eine Stunde nach dem 'Stillwasser' Gegenstrom mit 4 Knoten. Erst 4 Stunden nach dem sogenannten 'Stillwasser' haben wir endlich Schiebestrom.
Wir sind trotzdem bester Stimmung. Wir genießen die wunderbare Landschaft auf der etwa 40 Seemeilen langen Noumea-Ansteuerung durch die riesige Lagune, der größten weltweit und UNESCO Weltnaturerbe.
3. - 23. November 2022:
Um 16 Uhr legen wir in der Port Moselle Marina an. Für die 913 Seemeilen lange Überfahrt haben wir 7 Tage und 6 Nächte gebraucht.
In unmittelbarer Nähe zur Marina befindet sich der Markt, wo es täglich, auch sonntags, ein reichhaltiges Angebot an fangfrischen Fischen, Muscheln und Schalentieren, sowie an Obst und Gemüse aus der Region gibt. Dort zieht es uns täglich hin.
Ebenso zieht es uns täglich zur Boulangerie und Patisserie 'Les Petits Choux', wo es traumhafte Mehlspeisen und Brotsorten gibt. Wir lieben die französische Küche. Wir essen zu viel.
15. November:
Nach vielen Tagen mit Regen und Wind scheint heute wieder die Sonne. Der Himmel ist wolkenlos und es ist hochsommerlich warm. Wir machen eine ausgedehnte Wanderung entlang der im südlichen Teil von Noumea liegenden Strände Baie de L'Orphelinat, Baie des Citrons und Baie de Sainte-Marie, die sich aneinanderreihen. Der sie umgebenden Bebauung mit Villen und Appartementblocks sieht man an, dass es sich hier um eine hochpreisige Wohngegend handelt. Auch die vielen chicen Geschäfte und Lokale vermitteln diesen Eindruck. Die Strände sind unverbaut und von gepflegten Uferpromenaden mit schattenspendenden Palmen und Uferstraßen begleitet. Die Strände und das Wasser sind sauber, wir sehen viele Einheimische baden und schnorcheln. Wir genießen die schöne Gegend, besuchen das am Weg liegende Aquarium de Lagons und stärken und erfrischen uns zwischendurch in dem einen oder anderen Lokal mit Meerblick.
Neben uns am Steg in der Marina hat der Katamaran 'Bikini' mit drei Australiern angelegt. Wir kommen rasch mit ihnen ins Gespräch. Sie überführen den Katamaran von Tonga nach Australien. Die Yacht ist dort mehrere Jahre gelegen und musste von einer dicken Schicht Vulkanasche befreit werden. Sie empfehlen uns wärmstens, auch Tasmanien zu besuchen und in Coffs Harbour statt in Bundaberg, das von Neukaledonien kommend als Einklarierungshafen in Australien sehr beworben wird, einzuklarieren.
Am 23. November legen wir bei Tagesanbruch Richtung Australien ab. Wir haben uns für Coffs Harbour entschieden, weil es weiter südlich als Bundaberg liegt. Die Cyclon-Saison, die von November bis April dauert, wollen wir im Süden von Australien verbringen, wo Cyclone praktisch nicht vorkommen und erst danach die Gold Coast Richtung Norden segeln.
Ursprünglich wollten wir die 'roaring forties' vermeiden und nicht über den 40. Breitengrad hinaussegeln. Wir haben beschlossen, nicht zuletzt, weil uns die drei Australier vom Boot nebenan überzeugt haben, auch nach Tasmanien zu segeln. Zwischen November und März soll es gut machbar sein.