Kanarische Inseln

10. November 2016 - 9. Jänner 2017

Lanzarote

10. November - 20. Dezember 2016

Nach 1800 Seemeilen und 12 Tagen und Nächten legen wir am 10. November um 8 Uhr früh in der Marina Lanzarote an. Unsere erste längere Überfahrt ist geschafft. Nach einer ausgiebigen Dusche - wir hatten wie erwähnt die letzten Tage nur mehr wenig Wasser - ist die Müdigkeit weg und wir wollen an Land. Die Marina liegt in unmittelbarer Nähe von Arrecife, der Hauptstadt von Lanzarote. Sie ist von der Marina über eine Fußgängerbrücke in wenigen Minuten erreichbar. Dort wollen wir hin.   

 

Die um eine Lagune liegende Altstadt ist sehr stimmungsvoll. Wir genießen das südländische Flair und uns wird bewusst: das ist jetzt kein Urlaub, sondern unser neues Leben. Wir müssen nicht zu einer bestimmten Zeit zurück. Ein schönes, völlig ungewohntes Gefühl.

 

Die Häuser sind niedrig und weiß, die Fensterläden und Türen sind entweder blau oder grün gestrichen. Dieses harmonische Aussehen verdankt die Insel dem Architekten und Künstler Cesar Manrique. 

Lanzarote hat ca. 150.000 Einwohner und liegt vor der Westküste Afrikas - die Entfernung beträgt lediglich 130 km. Wir haben Glück mit dem Wetter. Es geht wenig Wind, sodass wir vom Saharasand verschont bleiben, der bei ungünstigen Windverhältnissen von Afrika herüber weht. 

Mit dem Mietauto erkunden wir die Insel und besuchen die Sehenswürdigkeiten, die fast alle die Handschrift von Manrique tragen. Die Landschaft ist wie die eines fremden Planeten. Vulkane wohin man schaut, erstarrte Lavafelder, schwarzes Geröll und wenig Grün.

 

Vom Mirador del Rio haben wir einen phantastischen Ausblick auf die Nachbarinsel La Graciosa. Direkt darunter liegt der weitläufige Strand Playa Famara, ein beliebter Treffpunkt für Surfer.

Sehr beeindruckend ist eine Führung durch ein riesiges Lavatunnel-System (Cueva de los Verdes), das mehrere Kilometer lang ist und bis zum Meer führt. Das Gestein wird effektvoll ausgeleuchtet und so perfekt zur Geltung gebracht. Sogar eine Konzerthalle gibt es in einer der Lavahöhlen. Ganz in der Nähe befindet sich das Jameos del Agua. Hier hat Manrique ein architektonisches Kleinod um eine Lavahöhle herum geschaffen. Zuletzt besuchen wir noch, ebenfalls von Manrique gestaltet, den Kakteengarten mit seinen ca. 4500 Kakteen. 

 

Bis jetzt waren wir mit unserem Liegeplatz zufrieden. Leider müssen wir uns auf einen anderen Platz verlegen. Dieser befindet sich in der Nähe der Disco. Obwohl fast keine Gäste im Lokal sind, dröhnen die Lautsprecher bis 6 Uhr früh. Wir wachen in der Nacht immer wieder davon auf. Wir sind nicht die einzigen in der Marina, die davon genervt sind. Das Problem ist der Capitania bekannt. 

Wir wechseln in die etwas weiter südlich gelegene Marina Porto Calero. Hier gefällt es uns in jeder Hinsicht wesentlich besser. Die Marina hat Charme und zudem einige ansprechende Restaurants an der Waterfront. Das argentinische sagt uns besonders zu. Es ist zwar keine Ortschaft in der Nähe der Marina, aber die Mietautos sind günstig und die Entfernungen gering, sodass das für uns kein Nachteil ist.   

Felix wird zunehmend unternehmungslustiger und ist bei gutem Appetit (das spanische Katzenfutter schmeckt). Am Abend ist er am Steg unterwegs und besucht auch fremde Boote, kommt aber brav wieder zurück. Wir sind sehr froh und erleichtert, dass er wieder ganz der 'Alte' ist. 

Am 19. Dezember taufen wir unsere Crocodile. Erwin zerschlägt die Sektflasche am Anker unter dem Trampolin - wir wollen keinen Kratzer am Rumpf. 

Wir lassen hier in der Marina Arbeiten am Boot durchführen. Sie sind umfangreicher und dauern wesentlich länger als geplant. 

Zum Glück gibt es auf der Insel noch genug zu besichtigen und wir können die Zeit gut nützen. Wir besuchen unter anderem die Feuerberge (Vulkankrater) im Timanfaya Nationalpark, die sich abhängig vom Lichteinfall in verschiedenen Rotfärbungen zeigen, das kleine Fischerdorf El Golfo und die in der Nähe gelegenen Los Hervideros. Letztere sind Lavafelsen direkt am Meer.   

Wir laden fast täglich das Wetter von Predict Wind herunter. Die Vorhersagen für die Atlantiküberquerung sind ungünstig, die Passatwinde bleiben vorläufig völlig aus. Wir beschließen daher, nach La Palma zu segeln, ca. 260 Seemeilen von Lanzarote entfernt. 

 

Am 20. Dezember legen wir von Lanzarote Richtung La Palma mit dem Ziel Marina Tazacorte ab. Von dort soll es dann endlich über den Atlantik gehen. 

Die ersten Stunden - entlang der Küste von Lanzarote - steuern wir mit der Hand. Danach schalten wir den Autopiloten ein. Nach wenigen Sekunden schaltet sich dieser immer wieder wegen Überlastung aus! Umkehren wollen wir nicht. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als mit der Hand zu steuern. Wir müssen uns 50 Stunden am Steuerstand abwechseln!

 

Starker Wind und Regen machen die Überfahrt zu einer echten Herausforderung. Bei der Rundung der Nordseite von La Palma, trotz eines großen Abstandes zur Insel, legt der Wind durch die Kapwirkung auf bis zu 40 Knoten zu. Und dann steigt im blauen Wasser auch noch eine rund 4 Meter hohe Welle backbordseitig in das Cockpit ein. Wir sind pitschnass und etwas geschockt. Es ist 3 Uhr morgens. 

Am 22. Dezember in der Früh sehen wir die Einfahrt der Marina Tazacorte und sind erleichtert. Zum Bergen der Segel starten wir die Motoren - der Steuerbordmotor stinkt und spuckt und springt nicht an. Das darf doch nicht wahr sein! Das 50 Stunden-Service der Motoren wurde in Lanzarote vor wenigen Tagen gemacht. Wellen und starker Wind (> 30 Knoten) von vorne machen das Vorwärtskommen mit nur einem Motor sehr schwer und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis wir dann endlich in die Marina einfahren können.

La Palma

22. Dezember 2016 - 4. Jänner 2017

La Palma ist die nordwestlichste Insel der Kanaren mit ca. 90.000 Einwohnern, hat beeindruckende Felsenküsten, ist gebirgig und grün. 

Die Marina Tazacorte liegt an der Westküste, ungefähr in der Mitte der Insel. Vom Cockpit aus haben wir einen spektakulären Blick auf die umgebenden Felsen und die Berge, die gut vom Wind abschirmen. Die Landschaft prägen zum Teil große, terrassenförmig angelegte Bananenkulturen.

Die Strände sind weitläufig und laden zu ausgedehnten Strandspaziergängen ein. Der schwarze Sand ist gewöhnungsbedürftig - hat aber durchaus auch seinen Reiz. Nicht gewöhnen können wir uns an das kalte Wasser.

Das Problem mit dem Steuerbordmotor kann rasch behoben werden. Die Ursache für den Ausfall war, dass beim 50 Stunden-Service (durchgeführt von einer zertifizierten Volvo-Werkstätte) in Lanzarote vergessen wurde, den Motor zu entlüften. 

23. Dezember: Mit dem Autopiloten haben wir ein echtes Problem. Wir vermuten einen Software-Fehler, da eine Überlastung nach wenigen Sekunden unwahrscheinlich erscheint. Es gestaltet sich kompliziert, Garmin telefonisch zu erreichen. In unseren Unterlagen findet sich nur eine Kurznummer, die von hier nicht funktioniert. Über Umwege erreichen wir einen Rückruf von Garmin. Ad hoc kann uns nicht geholfen werden, da der Spezialist für Autopiloten nicht verfügbar ist. Wir beschließen deshalb, die Feiertage hier zu bleiben.

Wir mieten ein Auto - es ist das letzte, das vor Weihnachten in Tazacorte und in der näheren Umgebung noch zu bekommen ist.

 

Der Ausflug in die Caldera - ein sehr alter, riesiger und tiefer Vulkankrater - ist abenteuerlich. 

Die 'Straßen', die in den Krater führen und die größtenteils nicht befestigt sind, sind beängstigend schmal, steil und sehr kurvenreich. Fahrfehler sind nicht erlaubt. Wir sind froh, dass uns kein Fahrzeug entgegen kommt und dass wir nur ein kleines Auto bekommen haben. 

Den 24. Dezember verbringen wir in Santa Cruz, der Hauptstadt der Insel, die auf der gegenüberliegenden Ostseite der Insel gelegen ist. Die Fahrt dorthin ist bergig und landschaftlich unglaublich reizvoll. Die engen Gassen dann in Santa Cruz mit den gut erhaltenen Gebäuden aus der Kolonialzeit sind voll mit Touristen. Die Geschäfte sind weihnachtlich geschmückt und obwohl es etwas hektisch und laut zugeht, sind wir weihnachtlich gestimmt und genießen den Tag sehr.

Den Heiligen Abend verbringen wir am Boot mit Vanillekipferln (vom Demel aus Wien), frischen Datteln und Weißwein (El Grifo aus Lanzarote, der uns besonders gut schmeckt, weil er so leicht und trocken ist). 

Von einem benachbarten Boot hören wir jemanden Weihnachtslieder auf einer Flöte spielen .... der Christbaum fehlt fast nicht mehr.

Nach den Feiertagen beginnt uns das Autopilot-Problem unter den Nägeln zu brennen. Ohne ihn können wir zu zweit keine längeren Strecken zurücklegen. Die 260 Seemeilen im Zwei-Stunden-Rhythmus im Regen am Steuerstand von Lanzarote hierher waren extrem anstrengend. Das Steuern eines Katamarans verlangt konstante Aufmerksamkeit und ständige Korrekturen. Man folgt dabei in der Hauptsache den Instrumenten. 5 oder 10 Sekunden nicht aufgepasst und das Boot läuft aus dem Ruder. Ein Einrumpfboot ist in dieser Hinsicht wesentlich gutmütiger.

3. Jänner 2017: Es hat einige Tage gedauert, aber der Fehler ist - hoffentlich - gefunden. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es sich um einen Einstellungsfehler bei dem Parameter für die zulässige Stromstärke handelt, aufgetreten durch das kürzlich durchgeführte Software-Update. Gewissheit haben wir allerdings erst, wenn wir den Autopiloten außerhalb der Marina testen können. Wir fahren aus der Marina hinaus, kalibrieren den Autopiloten und testen ihn. Große Erleichterung, er funktioniert. Die Experten von Garmin haben relativ lange gebraucht, um das herauszufinden, die Feiertage waren in dieser Hinsicht auch nicht hilfreich.

Die Wettervorhersage für die Atlantiküberquerung ist nach wie vor ziemlich ungünstig. Noch immer keine Passatwinde. Wir wollen deshalb morgen Richtung Süden segeln und auf La Gomera weiter zuwarten. 

Am 4. Jänner nach dem Frühstück legen wir ab. Die Sonne scheint, das Meer ist ruhig, praktisch kein Wind. Wir sind trotzdem guter Dinge und segeln mit dem Vorsegel und Motorunterstützung. Der schwache Wind bleibt, leider werden die Wellen ungemütlich höher und kommen schräg von vorne. Wir kommen nur langsam voran und es wird zunehmend dunkler.

La Gomera

4. - 9. Jänner 2017

Als wir endlich die Einfahrt zur Marina in San Sebastian erreichen, ist es stockfinster. Wir versuchen verzweifelt die so wichtigen gelben Bojen auszumachen, an die man sich beim Hineinfahren unbedingt halten soll, um nicht dem regen Fährverkehr mit Teneriffa in die Quere zu kommen. Wir können im Finstern keine einzige gelbe Boje erkennen und haben auch schon länger keine Fähre mehr gesehen, weshalb wir auf dem kürzesten Weg in die Marina hineinfahren, gelbe Bojen hin oder her. Ein grantiger Marinero gibt uns mit einer Taschenlampe Lichtsignale und um 22 Uhr legen wir endlich am Steg an und vertäuen das Boot. Dann fallen wir sehr erleichtert und todmüde ins Bett.

Am nächsten Tag in der Früh liegt ein Boot mit österreichischer Flagge neben uns. Wir lernen Alfred, der noch später als wir von Teneriffa gekommen ist, kennen.

Die Marina liegt im Zentrum von San Sebastian, der Hauptstadt von La Gomera. Wir sind begeistert von den alten, hübschen, bunten Häusern, die sich dicht an dicht auf einem sanften Hügel hinaufziehen und wie aus dem Bilderbuch aussehen.

Wie schon zuvor auf Lanzarote und La Palma mieten wir ein Auto und erkunden die Insel. Es ist eine kleine Insel, kleiner ist nur noch El Hierro. Die Landschaft - hohe Berge, steile Felsen und sehr grün - ist grandios. Wir können uns kaum satt sehen. Wir besuchen den kleinen Ort Agulo mit seinen besonders gut erhaltenen historischen Gebäuden und den auf Terrassen angelegten Feldern. Begeistert sind wir von dem Ausflug in das Valle Gran Rey, ein mächtiges Tal mit steilen, terrassierten Hängen, das bis zur Küste reicht.     

Wir haben einen Wetterguru für die Atlantiküberquerung engagiert (Bob Cook aus Florida). Er wird uns den optimalen Zeitpunkt für das Ablegen geben und uns auch während der Überfahrt entsprechend betreuen. 

8. Jänner: Heute haben wir von unserem Wetterguru die Information bekommen, dass morgen ein günstiger Tag zum Ablegen ist. Wir gehen am Abend gemeinsam mit Alfred, unserem österreichischen Bootsnachbar - er wird alleine mit seiner MissU über den Atlantik segeln - in das La Forastera essen. Es ist ein kleines Restaurant mit französischer Küche im Zentrum von San Sebastian, das uns von einer Mitarbeiterin im Marina-Office empfohlen wurde. Die Küche ist hervorragend. 

Unsere Stimmung ist eine Mischung aus Freude, dass es endlich so weit ist und Abenteuerlust, aber auch einer gewissen Anspannung, weil wir nicht wissen, was uns erwartet. Das positive Gefühl überwiegt. Noch in der Nacht erhalten wir die Information von Bob, dass der optimale Zeitpunkt zwischen 2 und 4 Uhr nachmittags ist.

9. Jänner: Der Vormittag ist damit ausgefüllt, noch einiges an Proviant einzukaufen und das Boot startklar zu machen. Alfred verlässt zwei Stunden vor uns die Marina. Wir verabschieden ihn mit lautem Tuten aus dem Nebelhorn.